San Gimignano, Toskana

San Gimignano zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Toskana

Traumhafte Sicht über das Dächermeer der Kleinstadt und die umgebende Landschaft

Es gibt nur eine Kleinstadt in der Toskana, die sich hinsichtlich ihrer Besucherzahlen mit Florenz 222 und Siena 77 messen kann – und das ist San Gimignano. Auf einem kleinen Hügel erbaut, hat man bereits bei der Anreise bezaubernde Ausblicke auf die einmalige Stadtsilhouette mit den hoch aufragenden, typisch italienischen Geschlechtertürmen. Das Panorama weckt in jedem ein Bild jener malerischen Romantik, das man sich heute vom fernen Mittelalter gern zeichnet: verwinkelte Gässchen, von Moos und Gras überwucherte Mauern und ein Meer von roten und braunen Dächern.

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Erreicht man schließlich sein Ziel, wird man zunächst enttäuscht sein, denn obwohl San Gimignano all dies bietet, muss man feststellen, dass auch Tausende von Touristen dieser Idee authentischer Mittelalter-Romantik hinterher reisen. Und so findet man sich erst einmal in einem Gewimmel von Reisebussen, Autoketten und Besucherscharen wieder, die sich vor dem Stadttor Porta San Giovanni 35 tummeln. Doch sollte man sich nicht abschrecken lassen, San Gimignano ist dennoch ein liebenswerter und schöner Ort, der nicht große Kunst und Architektur, aber ein einmaliges Ensemble bietet.

San Gimignanos Geschichte ist tragisch, vor allem wenn man bedenkt, dass der Ort seinen Ruhm einer verheerenden Pestepidemie im Jahr 1348 zu ‚verdanken’ hat. Der darauf folgende wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenbruch unterband jegliche städtebauliche Entwicklung. Als nahezu einzige Stadt der Toskana behielt San Gimignano sogar einen Teil seiner Geschlechtertürme, die in anderen Orten für gewöhnlich spätestens während der Renaissance entfernt wurden.

Mittelalterisches Flair in der Kleinstadt	San Gimignano wurde auf einem Hügel errichtet	Die charakteristischen Geschlechtertürme
Piazza della Cisterna	Chiesa di Sant'Agostino	Stadtmauer San Gimignanos

Gegründet wurde San Gimignano im 8. Jahrhundert als Marktstätte an der florierenden Frankenstraße. Bereits um die Jahrtausendwende entstand der befestigte Mauerring um die Stadt, die noch zum Bischofssitz Volterra 26 gehörte. Erst im Jahr 1119 belegen Dokumente die erste unabhängige Entscheidungsfindung der Konsuln von San Gimignano.

Eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte San Gimignano im 12. und 13. Jahrhundert durch den Anbau und den Handel von Safran, der für das Einfärben von Kleiderstoffen verwendet wurde. Politisch betrachtet sah sich San Gimignano zahlreichen Streitigkeiten mit den Bischöfen von Volterra 26 ausgesetzt, weit bedrohlicher waren jedoch die Fehden innerhalb der Stadtmauern, welche die Ghibellinen und die Guelfen miteinander austrugen. Die vielen Geschlechtertürme dienten vielmehr dem Schutz vor den eigenen Nachbarn als der Sicherung vor Angriffen von außerhalb.

Die große Pest im Jahr 1348 schwächte die Stadt in jeglicher Hinsicht, ab 1352 begab sich San Gimignano unter den Schutz von Florenz 222. San Gimignano konnte sich aus den Verlusten durch die Pest nicht erholen, zudem verlor die Frankenstraße zugunsten des weitaus bequemeren neuen Handelsweges über die Ebene zunehmend an Bedeutung. Im 15. Jahrhundert setzte eine kurze Bautätigkeit ein, die sich allerdings fast ausschließlich auf den Dom konzentrierte, ansonsten das mittelalterliche Gepräge der Stadt nicht berührte.

San Gimignano besitzt keinen eigenen Kunststil, doch wird die Stadt heute als ein Gesamtkunstwerk betrachtet, das die unterschiedlichen Ausdrucksformen lucchesischer, sienesischer, pisanischer und florentinischer Stilelemente in sich vereint. So findet man in dem Ort zahlreiche Einzelkunstwerke von hoher Qualität, die so manchen Besucher der Stadt überraschen werden.