Piazza dei Cavalieri, Toskana

Statue von Cosimo I.

Der Piazza dei Cavalieri (Platz der Ritter), südöstlich des vielbesuchten Piazza dei Miracoli 99, war bereits zu römischen Zeiten zentrales Forum und bildete im Mittelalter den weltlichen und politischen Mittelpunkt der Stadt. Auf dem einstigen Piazza delle Sette Vie standen die öffentlichen Gebäude und der Kommunalpalast. Im 16. Jahrhundert ließ Großherzog Cosimo I. de’Medici die Paläste abreißen und gestaltete den Piazza zu einem architektonischen Repräsentationszentrum um und die Gebäude wurden dem von ihm gestifteten Orden der Ritter von St. Stephan gewidmet.

Das Gesamterscheinungsbild des Piazza wird von dem an der Nordseite errichteten pompösen Palazzo dei Cavalieri geprägt. Cosimo I. ließ den ehemaligen Kommunalpalast, den Palazzo degli Anziani, umbenennen und beauftragte Giorgio Vasari mit den Umbauarbeiten. Der Architekt entwarf unter anderem die Sgraffito-Malereien, die in der Zeit von 1902 bis 1907 nach alten Zeichnungen vollständig erneuert wurden. Die Freitreppe wurde erst im 19. Jahrhundert angefügt und das Denkmal Cosimos I. vor dem Palast stammt von Pietro Francavilla aus dem Jahr 1596. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Graduiertenuniversität Scuola normale superiore, die Napoléon Bonaparte im Jahr 1810 gründete.

Der eindrucksvolle Palazzo dei Cavalieri am gleichnamigen Platz

Aufwändig gestaltete Fassade mit Sgraffito-Malereien

Ordenskirche der Stephansritter -Santo Stefano dei Cavalieri

Rechts an den Palazzo schließt die Kirche Santo Stefano 193 dei Cavalieri, die Ordenskirche der Stephansritter, an. Ursprünglich stand an dieser Stelle die alte Kirche Sant Sebastiano, die Vasari für das neue Gebäude in den Jahren von 1565 bis 1569 verändern ließ. Die Entwürfe für die Marmorfassade gehen auf Giovanni de’ Medici zurück und wurden in anno 1594 bis 1606 ausgeführt. Die heutigen Seitenschiffe dienten den Ordensrittern bis zum 17. Jahrhundert als Umkleidekabinen. Betritt man die Kirche, wird der Gesamteindruck durch eine holzgeschnitzte Decke aus dem Jahr 1605 bestimmt. An den Seitenwänden erinnern zahlreiche "Schätze" an die Beutezüge der einstigen großen Seemacht Pisa 98, unter anderem finden sich Siegestrophäen aus der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken.

Pisa..

Der Palazzo dell’Orologie, der am nordwestlichen Teil des Platzes steht, wurde auch nach Plänen Vasaris im Jahre 1607 verändert. Der Architekt bezog dabei zwei mittelalterliche Turmhäuser mit ein, darunter den berühmten Torre della Fame (Hungerturm) rechts. In dem Gebäude starb einst der Anführer der pisanischen Flotte bei der Seeschlacht von Meloria, Graf Ugolino della Gherardesca, zusammen mit seinen Söhnen und Neffen den Hungertod. Er wurde der Überlieferung nach fälschlicherweise von den Pisanern des Verrats und der Tyrannei beschuldigt. Im 33. Gesang seiner "Divina Commedia" griff Dante Alighieri das furchtbare Ereignis auf, und Heinrich Wilhelm von Gerstenberg verewigte das Schicksal der Gherardesca in seinem Drama "Ugolino".

Kirchturm von San Nicola

Südwestlich des Piazza dei Cavalieri 106, noch im Stadtteil Santa Maria 55, erhebt sich nicht weit vom Domus Galilaeana die kleine Kirche San Nicola. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert, jedoch ist nur der untere Teil der Fassade aus der Entstehungszeit erhalten. Zu dem Gebäude gehört ein Campanile, der leicht geneigt ist und durch seine kühne Konstruktion besticht. Auf das Rund der unteren Zone folgt eine oktogonale zweite Zone mit Blendarkaden, gefolgt von einer zwölfeckigen offenen Loggia und einer sechseckigen Glockenstube. Auch bei diesem Glockenturm versank das Fundament und Pisa 98 wurde eine weitere schiefe Sehenswürdigkeit beschert. Die Schräge des Turmes fällt besonders innen ins Auge. Um in den Turm zu gelangen, muss man jedoch freundlich beim Küster nachfragen, denn die Pforte zur Wendeltreppe ist nicht öffentlich zugänglich. Dieser sehr schöne Aufgang inspirierte angeblich Donato Bramante zu seiner berühmten Treppe im Vatikan.

Der Innenraum der Kirche wirkt etwas überladen, da er zu Barockzeiten vollständig umgestaltet wurde. Dennoch lohnt sich ein Besuch, denn in einer Seitenkapelle kann man eine "Madonna delle Grazie" von Francesco Traini besichtigen sowie die Holzskulptur "Madonna mit Kind" von Nino Pisano.