Sansepolcro, Toskana

Ganz im Osten der Toskana an der Grenze zur Marken liegt die geschäftige Handelsstadt Sansepolcro. Die Einheimischen nennen ihre Heimatstadt Borgo, was auf den Ursprung Sansepolcros zurückzuführen ist. Der Überlieferung zufolge brachten Pilger im 10. Jahrhundert Reliquien aus dem Heiligen Land an diesen Ort und gründeten zu deren Aufbewahrung ein Oratorium. Um dieses bildete sich im Mittelalter ein Borgo, ein nicht befestigter Ort, der im Mittelalter die Kommunalfreiheit erlangte. Ab dem 14. Jahrhundert wechselten die Machthaber Borgo Sansepolcros, bis der Ort im Jahr 1441 an Florenz 222 verkauft wurde.

Blick über das Dächermeer der Handelsstadt

Schöne Kirche in Sansepolcro

Kontrast des modernen Shoppingcenters zu den historischen Bauten

Sansepolcro ist die Geburtsstadt des Künstlers Piero della Francesca, der zu den bedeutendsten Malern der Frührenaissance zählt. Als Sohn eines Schumachers kam er hier um das Jahr 1420 auf die Welt. Seine Lehre absolvierte der Maler in der Werkstatt Domenico Venezianos in Florenz 222, später wirkte er in Rom, Urbino und Ferrara. Trotz seiner italienweiten Repräsentanz zog es Piero della Francesca immer wieder in seine Heimatstadt zurück und er wirkte in Sansepolcro als Maler, Architekt und Verfasser von Perspektivstudien.

Die geordnete Straßenführung des Zentrums von Sansepolcro ist für eine Stadt der Toskana außergewöhnlich. Mit Ausnahme der geschwungenen Via XX. Settembre verlaufen die Straßen in geometrischer Parallelität. An der belebten Geschäftsstraße Via Mattiori mit ihren Boutiquen und Cafés erhebt sich das Hauptbauwerk der Stadt: die Cattedrale di San Giovanni 135 Evangelista. Aus einer Klosterkirche der Kamaldulenser aus dem Jahr 1002 hervorgegangen, wurde der Dom, der dem Heilgen Johannes geweiht ist, im frühen 14. Jahrhundert errichtet. Als Sansepolcro anno 1515 den Bischofssitz erhielt, erhob man die Kirche zur Kathedrale und gestaltete sie bis ins 19. Jahrhundert mehrfach um. Der Innenraum ist das Resultat einer Restaurierung in der Zeit von 1936 bis 1945, die das ursprüngliche Aussehen aus spätromanischer Zeit rekonstruieren sollte. Im Dom besticht ein überlebensgroßes Holzkruzifix aus dem späten 9. oder frühen 10. Jahrhundert.

Links von der Kathedrale San Giovanni steht der Palazzo delle Laudi 136, in dem heute die Stadtverwaltung untergebracht ist. Beachtung sollte hier dem beeindruckenden Innenhof mit den gewaltigen, über drei Geschosse verlaufenden Arkadenloggien aus der Zeit um 1609 gelten. An dem anschließenden Piazza San Francesco  5  liegt die Kirche San Francesco  5  aus dem 13. Jahrhundert, deren Fassade noch aus der Erbauungszeit stammt, sowie das Casa di Piero della Francesca. Das Haus ließ sich der wohlhabende Künstler selbst errichten, um dort – bereits halb erblindet – seine Traktate über Geometrie, Perspektive und Mathematik zu verfassen, beziehungsweise zu diktieren.

Der Hauptanziehungspunkt Sansepolcros ist das im ehemaligen Palazzo Comunale 79 untergebrachte Museo Civico 137. In dem städtischen Ausstellungshaus sind neben Werken des Luca Signorelli und des Santi di Tito vor allem die des berühmten Sohnes Piero della Francesca untergebracht. In dem ihm gewidmeten Sala della Resurrezione (Saal der Auferstehung) sind ein Polyptychon mit einer kultischen "Schutzmantelmadonna" – Pieros ältestes Werk –, ein Fresko der "Auferstehung Christi" und ein Freskenfragment des "Heiligen Julianus" ausgestellt.