Abbazia Sant Antimo, Toskana

Den bedeutendsten romanischen Kirchenbau der Toskana, die Abbazia Sant’Antimo, entdeckt man in der landschaftlich äußerst reizvollen Crete Senesi südlich von Siena 77. Bereits aus der Ferne bietet die Abtei dem Besucher einen besonderen Anblick, denn mit ihren geraden waagerechten und senkrechten Formen fügt sich die Abbazia Sant’Antimo in sehr eindrucksvollem Kontrast in die sanfthügelige Landschaft ein.

Die Benediktinerabtei wurde wahrscheinlich bereits unter Karl dem Großen im Jahre 781 nach Christus gegründet. Anno 813 wird der Stift erstmals dokumentarisch erwähnt und im Mittelalter zählte sie zu den reichsten Abteien der Toskana, da sie zahlreiche Schenkungen von Karolingern und vom Landadel erhielt.

Benediktinerabtei Abbazia Sant Antimo

Sant Antimo bei Montalcino

Eingebettet in die Landschaft der Crete Senesi

Die Errichtung der Kirche begann – entsprechend einer Inschrift auf den Altarstufen – im Jahre 1118. Anno 1260 stellte man die Arbeiten ein, ohne das Gotteshaus vollendet zu haben. Die Benediktinerabtei verlor zu dieser Zeit viel von ihrer einstigen Bedeutung, und weder Florenz 222 noch Siena 77 kümmerte sich um die Belange der Anlage. Nachdem Papst Pius II. das Kloster im Jahr 1462 endgültig auflöste, verfielen die Gebäude. Erhalten blieb nur die Kirche.

In seinem Grundriss entfernt sich der Bau der Kirche der Abbazia Sant’Antimo maßgeblich von dem, was man ‚typisch toskanisch’ nennt. Die dreischiffige Emporenbasilika besitzt kein Querhaus, jedoch einen für die Toskana ungewöhnlichen Chorumgang mit drei Kapellen. Auch der dreirhythmische Wechsel von Säulen und Stützen geht nicht auf toskanische, sondern auf französische Vorbilder zurück. Auf italienische Formenstrenge weisen wiederum die entschieden vom Mittelschiff abgesetzten Seitenschiffe sowie der separat stehende Campanile hin. Das Kloster besaß weitreichende Beziehungen, so dass man Bauherren aus Frankreich und aus dem gesamten Italien für die Gestaltung der Kirche heranzog.

Das helle Innere der Kirche beeindruckt durch die harmonische Gliederung der Wände und die schmucklose Schlichtheit. Einzig die Kapitelle zeichnen sich durch den vielgestaltigen Figurenreichtum aus – ein Erbe der französischen Zisterzienser, deren Einfluss auch an der intensiven Lichtflutung des Raumes zu erkennen ist. Von besonderer Schönheit ist das Relief "Daniel in der Löwengrube" an der zweiten Säule rechts, das als eine Arbeit des Meisters von Cabestany aus Burgund gilt. Dem Bildhauer wird auch das Hauptportal der Kirche zugeschrieben.

Detail im Inneren der Abtei

Erst kürzlich in die Kirche zurückgekehrt ist die "Madonna di Sant’ Antimo", eine restaurierte Holzstatue von polychromer Vielfarbigkeit, die auf das 13. Jahrhundert datiert wird. Das Kruzifix aus dem späten 12. Jahrhundert stammt möglicherweise aus Katalonien. Rechts an die Kirche schließt die so genannte Karolingische Kapelle an, die wahrscheinlich noch auf das Jahr 813 zurückgeht und somit der älteste erhaltene Teil der Klosteranlage ist.

Seit dem Jahr 1980 leben in den Mauern von Sant’ Antimo Augustinermönche, die für den Erhalt der Kirche und für deren umfassende Restaurierung sorgen.