Pienza, Toskana

Auf einem Hügel hoch über dem fruchtbaren Orcia-Tal liegt die Stadt Pienza. Der Dichter Giovanni Pascoli umschrieb Pienza poetisch als eine Stadt, die "... geboren aus einem Gedanken der Liebe und einem Traum der Schönheit ..." entstand. Der Sieneser Humanist und Gelehrte Enea Silvio Piccolomini entschloss sich im Jahr 1458, als er zu Papst Pius II. gekrönt wurde, sein Heimatdorf Corsignano nach Plänen einer Città Ideale, einer Idealstadt der Renaissance, in eine Bischofsresidenz zu verwandeln.

Beschauliche Atmosphäre in Pienza

Schmale Gassen und steile Treppen

Blick in Richtung Dom

Für das umfassende, einzigartige urbanistische Projekt gewann Papst Pius II. den gerühmten Architekten Leon Battista Alberti, der die Idealstadt auf dem Reißbrett plante. Die Ausführung übernahm Bernardo Rossellino, der bereits Albertis wegweisenden Palazzo Rucellai in Florenz 222 gebaut hatte.

Innerhalb weniger Jahre, in der Zeit von 1459 bis 1462, entstanden die wichtigsten Bauten rund um den zentral angelegte Piazza Pio II.. Die Trapezform des Platzes ist ein perspektivischer Trick, um die Domfassade imposanter erscheinen zu lassen. Auch die sich schräg gegenüberliegenden Gebäude des Palazzo Piccolomini 72 und des Bischofspalastes Vescovile erwirken einen außergewöhnlich räumlichen Eindruck.

Besondere Aufmerksamkeit am Piazza Pio II . sollte man auch der Position der Gebäude, ihrer Größe, den dekorativen Aufwand und den Einsatz verschiedener Stile und Baumaterialien schenken. Die gesamte Komposition wurde einer hierarchischen Abstufung unterzogen, so dass der Dom als das wichtigste Bauwerk am Platz auch das größte Gebäude mit dem aufwändigsten Bauschmuck und dem teuersten Material (Travertin-Gestein) ist.

Fassade des Doms Santa Maria Assunta

Der Dom Santa Maria 55 Assunta entstand nach Plänen Bernardo Rosselinos in der Zeit von 1460 bis 1462. Außergewöhnlicherweise zeigt der Chor nach Süden in Richtung des Monte Amiata. Der Grund liegt darin, dass man den Dom als einen Kalenderbau errichtete, der als eine Art Sonnenuhr mit seinem Schatten den Lauf der Zeit auf dem Piazza anzeigt.

Im Außenbau vereint der Dom von Pienza 70 Stilmittel der Renaissance und der italienischen sowie der nordischen Gotik. Neuartig ist die Fassade mit dem Dreiecksgiebel, der an die antike Tempelarchitektur erinnert. Im Inneren erkennt man, dass es sich nicht um eine basikale Anlage, sondern um eine Hallenkirche handelt, bei der die drei Langhausschiffe und das Querhaus von gleicher Höhe sind. Die Innenausstattung wurde von der Rosselino-Werkstatt und bedeutenden sienesischen Malern übernommen, die noch nach dem gotischen Trecento-Stil arbeiteten.

Zweites repräsentatives Gebäude am Platz ist der Palazzo Piccolomini neben dem Dom, der ebenfalls in der Zeit zwischen 1460 und 1462 entstand. Die Pläne für das Anwesen lieferte Bernardo Rosselino, als Vorbild wählte er sich den Palazzo Rucellai in Florenz 222. Einen besonders schönen Blick auf das Orcia-Tal hat man von der Südseite des Palastes, die mit ihren Säulenloggien Motive der Villenarchitektur übernimmt. Von hier erreicht man auch die auf Substruktionen (Unterbauten) angelegten hängenden Gärten.

Palazzo Piccolomini in Pienza

Innenhof mit Arkaden und schönem Garten

Brunnen vor dem Palast

Gegenüber des Piccolomini-Palastes liegt der Palazzo Vescovile, ein Bischofspalast, der auf Anregung von Papst Pius II. von der Familie Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., errichtet wurde. An den Palast schließt das Casa die Canonici an, in dem das Diözesan-Museum untergebracht ist. Ein Besuch lohnt sich schon allein wegen des Triptychons von Il Sassetta, einer der berühmtesten Malers Sienas des 15. Jahrhunderts. Aushängeschild des religiösen Museums ist die "Madonna di Monticchiello" von Pietro Lorenzetti.

Palazzo Communale mit Loggia

Ein weiteres Gebäude an dem trapezförmigen Platz ist zunächst der Palazzo Communale mit der offenen Loggia, die sich an der Stadtpalast-Architektur des 14. Jahrhunderts orientiert. Links erhebt sich der Palazzo Ammannati, der nach Anregung von Papst Pius II. von Kardinal Giacomo Ammannati in Auftrag gegeben wurde, jedoch unvollendet blieb.

Die Kirche San Francesco, die zu Ende des 13. Jahrhunderts errichtet wurde, blieb trotz der Umstrukturierung Pienzas in eine Musterstadt erhalten. Sehenswert sind die erhaltenen Fresken aus dem "Leben des Heiligen Franziskus". Unterhalb der Stadt liegt die Pieve San Vito di Corsignano, die wahrscheinlich Ende 11. Jahrhunderts nach Plänen eines lombardischen Baumeisters entstand und in der später Papst Pius II. getauft wurde.