Palazzo Pitti, Toskana

In dem einstigen Palast des Kaufmanns Luca Pitti sind mehrere Museen beheimatet

In dem ruhigen Stadtviertel Oltrarno zeigt sich Florenz 222 von seiner ursprünglichsten Seite. Zahlreiche kleine Handwerksbetriebe weisen heute noch darauf hin, welche Bedeutung das Quartier einst für die Wollverarbeitung hatte. Als Besucher lohnt es sich, die üblichen Touristenpfade einmal zu verlassen, um Oltrarno und seine schönen Bauwerke zu besichtigen. An der Via dei Guicciardini befindet sich der Palazzo Pitti – der größte und eindruckvollste der Florentiner Paläste.

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Bereits im Jahre 1457 ließ der Kaufmann Luca Pitti an dieser Stelle einen freistehenden Familienpalast unter der Leitung von Luca Fancelli errichten. Dem originellen Baustil des Palastes zufolge werden die Pläne Filippo Brunelleschi zugeschrieben, dem berühmten ‚Erfinder’ der Frührenaissance-Architektur. Nachdem die Bauarbeiten am Palazzo Pitti aus finanziellen Gründen fast 80 Jahre still lagen, wurde er anno 1559 von der Gemahlin Cosimos I. von Medici – Eleonora von Toledo – aufgekauft. In den folgenden Jahren wurde die Palastarchitektur unter der Leitung von Bartolomeo Ammanati vollendet. Auf dem angrenzenden Gelände legte man den Boboli-Garten an, einen der schönsten Gärten Italiens. In der Zeit zwischen 1620 und 1631 erweiterte man den Palast auf das heutige Ausmaß von 13 Fensterachsen und bis anno 1859 diente der Palazzo Pitti den toskanischen Großherzögen als Residenz.

Boboli-Garten auf dem angrenzenden Gelände

Florentinisches Leben im Stadtviertel Oltrarno

Die schöne Anlage mit Gärten lockt viele Besucher an

Heute zeigt sich der Palazzo Pitti als eine eindrucksvolle Dreiflügelanlage, bestehend aus dem dreigeschossigen Hauptgebäude und den zwei Seitenflügeln, den so genannten Rondos, aus dem Jahr 1783. Der Hof ist ein Paradebeispiel manieristischer Architektur und variiert den Palazzo Varnese in Rom auf spielerische Weise. Nach dem römischen Vorbild ist die Hoffassade durch eine klassische Säulenfolge gekennzeichnet: toskanisch im Untergeschoss, ionisch im Mittelgeschoss, korinthisch im Obergeschoss. Auffällig sind die von Geschoss zu Geschoss variierenden Rustika, das aus Steinquadern bestehende Mauerwerk, das dem Palast seinen ausdrucksstarken Charakter verleiht.

Im Palazzo Pitti 247 sind mehrere äußerst sehenswerte Museen untergebracht, unter anderem die berühmte Galleria Palatina. Es handelt sich um eine private Kunstsammlung der toskanischen Großherzöge, die seit dem Jahr 1818 für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Höhepunkte der Kollektion bilden elf Gemälde Raffaels (zum Beispiel die "Madonna della Seggiola") und zehn Werke von Tizian (wie beispielsweise "La Bella"). Weitere Schwerpunkte liegen auf der europäischen Landschafts- und Porträtmalerei. Bis heute hat die Galleria Palatina ihren Charakter einer fürstlichen Privatsammlung beibehalten.

Die Galleria d’Arte Moderna, die bei bei der Einigung Italiens im Jahr 1860 gegründet wure, zeigt Gemälde aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. In dem Museum zieht die "Macchiaioli" (wörtlich "Fleckenmaler") alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Gruppe von Künstlern um Giovanni Fattori hatte sich zum Malen in die Küstenlandschaft der toskanischen Maremma zurückgezogen.

POrzellansammlung im Museo degli Argenti

Im Museo degli Argenti im linken Seitentrakt des Palazzo Pitti 247 werden Gold- und Silberschmiedearbeiten, Elfenbeinschnitzereien, Gemmen, Uhren, Porzellan und Möbel präsentiert. Einst befanden sich in diesem Gebäudeteil die Sommergemächer der Großherzöge.

Der Boboli-Garten zählt zu den schönsten Anlagen Italiens

Angrenzend an den prächtigen Palazzo Pitti 247 befindet sich der Boboli-Garten, einer der schönsten seiner Art in Italien. Schlendert man durch die schattigen Laubengänge und Zypressenalleen oder auf den hellen, sonnigen Terrassen, so hat man wunderschöne Ausblicke auf die Stadt und die nahen Hügel der Umgebung. Gleich nach dem Ankauf des Palazzo Pitti 247 erwarben die Medici das umliegende Gelände von der Familie Boboli. Die Entwürfe für den Garten stammen von dem Bildhauer Niccolo Tribolo, der noch vor der Ausführung im Jahr 1570 starb. Sein Nachfolger Bartolomeo Ammanati griff die Pläne auf und übernahm die Leitung für die Gestaltung des Guardino di Boboli.

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Im Boboli-Garten gibt es einige bekannte Brunnen, wie beispielsweise den Bacchusbrunnen von Valerio Ciol. Den auf einer Schildkröte reitende Hofzwerg bezeichnet man gern scherzhaft als ‚Morgante’, nach einem Riesen aus der Dichtung Luigi Pulcis. Als weitere plastische Kunstwerke sind der Artischockenbrunnen, der Neptunbrunnen, die Kolossalstatue des ‚Überflusses’ und die Grotta del Buontalenti zu nennen. Das kleine Amphitheater von Giulio und Alfonso Parigi galt in großherzoglicher Zeit als Schauplatz rauschender Feste.

Viele Skulpturen und Brunnen

Riesenkopf im Boboligarten

Obelisk am Palast

Grotte Buontalentis

Nicht weit vom Palazzo Pitti 247 liegt der malerische Piazza Santo Spirito mit der gleichnamigen Kirche. Im 13. Jahrhundert gründeten die Augustinereremiten an dieser Stelle ein Kloster. Die alte Kirche sollte bald einem Neubau weichen, mit dessen Planung man im Jahr 1397 begann. Wohlhabende Familien, Patres und die Kommune beteiligten sich mit ungewöhnlich hohem Engagement an der Finanzierung des repräsentativen Kirchengebäudes. Für die Ausführung beauftragte man den Architekten Filippo Brunelleschi, nach dessen komplexen Entwürfen die aufwendigen Bauarbeiten anno 1445 begannen. Bis zu 40 Kapellen sollten Langhaus und Chor umgrenzen!

Santo Spirito

Nach dem Tod des Architekten im April 1446 übernahmen Antonio Manetti und Giovanni da Gaiole die Leitung des Baus. Für die Fassade war eine Marmorverkleidung nach florentinischen Vorbildern, wie beispielsweise am Baptisterium 29 oder den Kirchen San Miniato al Monte 246 und Santa Croce, vorgesehen, es kam jedoch nicht zur Ausführung. So zeigt sich der Bau von Außen sehr schlicht – umso mehr mag es erstaunen, wenn man den weiträumigen Innenraum betritt. Ein Bezug zu San Lorenzo ist kaum zu verkennen: Es handelt sich um eine dreischiffige basilikale Anlage, in der Säulenarkaden und Kassettendecke den Innenraum von San Lorenzo zu wiederholen scheinen.

Die einheitliche Raumvorstellung von Santo Spirito gilt als eine architektonische Revolution des frühen 15. Jahrhunderts und bereitete die Bauweise der Hochrenaissance vor. Einzelne Elemente, wie Säulen, Hängekuppeln und Nischen, sowie die Raumabschnitte stehen in einem dynamischen Bezug zueinander. Selbst die umgebenden Hügel und das Arnoufer sollten in die Kirchenarchitektur miteinbezogen werden. Brunelleschi stellte sich vor, Santo Spirito zum Arno hin auszurichten und den Piazza zum Flussufer hin zu öffnen. Der Plan scheiterte jedoch am Protest eines Grundstückbesitzers.

Zur Ausstattung von Santo Spirito zählt der schöne Baldacchinaltar von Giovanni Caccini sowie das Altarbild von Filippino Lippi. Die Sakristei der Kirche sollte man sich unbedingt anschauen, denn schwere Säulen und ein mächtiges, kassettiertes Tonnengewölbe prägen den Raumeindruck und erinnern an die spätere römische Bauweise der Hochrenaissance.

Etwas abseits der touristischen Zentren von Florenz 222 liegt der Piazza del Carmine mit der verschnörkelten Barockkirche Santa Maria 55 del Carmine. Man erreicht den Platz über die Ponte alla Carraie, von der Via die Serragli biegt man in die Via Santa Monaca ein. Ein schwerer Brand anno 1771 zerstörte den ursprünglichen Bau aus dem Jahr 1268 – verschont blieben die Sakristei, die Cappella Corsini und die berühmte Brancacci-Kapelle.

Ein Ausflug zum Piazza del Carmina lohnt sich sehr, denn rechts vom Haupteingang der Kirche befindet sich der Zugang zur Brancacci-Kapelle, die durch ihren bedeutenden Freskenzyklus von Masolino da Panicale, Masaccio und Filippino Lippi weltberühmt ist. Die Gestaltung der Kapelle wurde von dem Seidenhändler Francesco Brancacci zunächst an Masolino in Auftrag gegeben. Nach dessen Tod setzte Massacio die Arbeit fort. Da auch er während der Ausführung starb, vollendete Filippino Lippi den Zyklus. Die zwölf Fresken zeigen Szenen aus dem "Leben des Heiligen Petrus".