Villen der Medici, Toskana

Reist man nach Florenz 222, Prato 184 oder Pistoia 172, so sollte man keinesfalls einen Ausflug zu den Villen Medicea di Poggio a Caiano und La Ferdinanda versäumen. Der lohnenswerte Abstecher lässt sich mit einer Fahrt über die Hügelkette des Monte Albano verbinden, wo sich der kleine Ort Vinci 195 befindet. Nur wenige Kilometer südwestlich kann man in Cerreto Guidi 198 eine weitere Villa Medicea besichtigen. Wenn es die Zeit erlaubt, sollte man unbedingt der historisch bedeutungsvollen Stadt San Miniato 202, etwas südlich von Empoli 190, einen Besuch abstatten. Von hier hat man wieder guten Anschluss an die Verbindungsstraße zwischen Livorno und Florenz 222.

Der kleine Ort Vinci wurde hauptsächlich durch seinen berühmten Sohn, den Künstler und Wissenschaftler Leonardo da Vinci, bekannt. Am Südhang des Monte Albano liegend, bildet der Ort den Ausgangspunkt zahlreicher Wanderwege in das Hügelland. Der Hauptanlaufpunkt in Vinci, das Museo Leonardino in dem im 12. Jahrhundert erbauten Castello dei Guidi, zeigt vorrangig Entwurfzeichnungen des Wissenschaftlers, Physikers und Festungsbauingenieurs Leonardo da Vinci. Im neu errichteten privaten Museo Ideale Leonardo da Vinci erhält man ebenfalls einen Einblick in das künstlerische Gesamtschaffen Leonardos. Sämtliche Handschriften und Zeichnungen des Künstlers werden als Reproduktionen in der Biblioteca Leonardina aufbewahrt und können besichtigt werden.

Am Südhang des Monte Albano erhebt sich der kleine Ort Vinci

Haus von Leonardo da Vinci

Erhaltene Stadtmauer Vincis

Prunkvoller Saal in der Villa Medicea La Petraia

Die Villa Medicea La Petraia war ursprünglich ein mittelalterliches Landgut der Familie Brunelleschi. Im Jahr 1530 ging das Gebäude in den Besitz der Medici über und wurde ab 1575 von Bernardo Buontalenti in ein vornehmes Herrenhaus für Großherzog Fernando de’Medici umgestaltet. Schön ist der große Garten im italienischen Stil von Giambologna, der auch den berühmten Brunnen mit einer bronzenen "Venus" schuf, der sich heute im Innern der Villa befindet. Der von Volterrano mit Fresken geschmückte Innenhof bildet einen weiteren Anziehungspunkt des Landgutes. Die Glasüberdachung stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Etwa acht Kilometer südlich von Prato 184 an der Landstraße SS66 nach Pistoia 172 liegt die Villa Medicea di Poggio a Caiano. In einer weitläufigen Gartenanlage erhebt sich das elegante Patrizierhaus, das wohl zu den schönsten der Medici-Villen zählt. Lorenzo il Magnifico de’Medici beauftragte im Jahr 1480 den Architekten Giuliano da Sangallo mit dem Bau der Villa.

Anders als die früher entstandenen, festungsähnlichen Villen in Caffagiolo oder Careggi zeigt sich dieses Anwesen als erstes im Stil der Frührenaissance. Als ‚Festungsmauerwerk’ könnte man allenfalls noch das massive Sockelgeschoss bezeichnen sowie die umgebende Mauer mit den vier Türmchen. Die Fassade mit der ersten Arkadenloggia in der Profanarchitektur der Renaissance ist von einem klassischen Giebel mit ionischen Säulen bekrönt. Der Majolika-Fries mit Darstellungen der "Ewigkeit", der "Geburten des Zeitalters", des "Jahres", der "Jahreszeiten", der "Monate" und des "Tages" wurde von Giovanni de’Medici, dem späteren Papst Leo X. in Auftrag gegeben und geht auf das Vorbild römischer Paläste zurück. Die geschwungene Flügeltreppe des Palastes stammt aus dem 18. Jahrhundert.

In der Vorhalle sind noch andeutungsweise Fresken, unter anderem das "Opfer des Laokoon" von Filippo Lippi, zu erkennen. Schön ist der große, über zwei Geschosse reichende, freskengeschmückte Saal. Die Bemalung spielt auf das Leben und die Tugenden der Medici an. Das bedeutendste Werk der Villa stellt ein Lünettenfresko mit dem "Gott Vertumnus" an einer der Stirnwände dar. Jacopo Pontormo schuf die beeindruckende Malerei, die als eines seiner manieristischen Hauptwerke im 16. Jahrhundert gilt.

Das Dach der Villa ist voller Kamine

Das Gebiet um den mittelalterlichen Weiler Artimino besticht durch seine besondere Schönheit. Die Villa von La Ferdinanda, die auch Villa Medici von Artimino genannt wird, liegt in den weinbepflanzten Hügeln, von denen aus man einen atemberaubend schönen Blick auf das Arno- und Ombrone-Tal hat. Die Villa gab Ferdinand I. de’Medici im Jahr 1594 in Auftrag, bei dem der Architekt Bernardo Buontalenti die Bauleitung übernahm. Der Baukörper ist durch seine Massivität gekennzeichnet, die durch die vier kompakten Verteidigungstürme verstärkt und allein durch die Loggia sowie der Flügeltreppe an der Fassadenfront aufgelockert wird. Die zahlreichen Kamine verliehen der Villa den Beinamen Villa dei cento camini (Villa der 100 Kamine).

Heute befindet sich die Villa La Ferdinanda in Privatbesitz und beherbergt ein Kongresszentrum. Im Untergeschoss kann man ein Etruskisches Museum besuchen, das Funde aus der Umgebung von Artimino ausstellt. In dem ehemaligen Wirtschaftshaus des Anwesens ist heute ein Hotel untergebracht. Lohnenswert ist ein Abstecher zur nicht weit entfernt liegenden Pieve di San Leonardo, eine der besterhaltenen Kirchen im frühromanischen Stil des 11. Jahrhunderts.

Die in Cerreto Guidi liegende Villa Mediciea gilt als ein interessantes Beispiel italienischer Treppenarchitektur des 16. Jahrhunderts. In den Jahren von 1565 bis 1575 wurde der Bau unter Leitung von Bernardo Buontalenti anstelle eines mittelalterlichen Kastells errichtet. Auftraggeber und Bauherr war der Herzog von Bracciano Paolo Giordano Orsini, der auf diesem Anwesen seine Gattin Isabella de’Medici ermordete. Die Villa erinnert an diese historische Bluttat.

Die nahegelegene Villa di Castello beherbergte lange Zeit Sandro Botticellis "Primavera". Seit dem Jahr 1583 befindet sich in dem Anwesen die Sprachakademie der Crusca. Die Villa ist nicht zugänglich, doch der wunderschöne Park mit seinen Wasserspielen, Brunnenfiguren und Grotten ist für Besucher geöffnet und lädt zu ausgedehnten, inspirierenden Spaziergängen ein.

Eine weitere ausgedehnte Gartenanlage befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Villa di Pratolino. Die 30 Hektar umfassende, verspielte Anlage entwarf Bernardo Buontalenti für den Großherzog Francesco I. de’Medici. Der Landschaftspark zeichnet sich durch seine unsymmetrische, manieristische Form aus. In der Anlage erwartet den Besucher eine Vielzahl an Grotten, Brunnen und Wasserspielen, die einen Spaziergang durch den Park zu einem emotionalen Erlebnis machen. Die Hauptsehenswürdigkeit des Gartens ist der riesige Koloss Appennino, der mt einer Größe von zehn Metern herausragt, und von Giambologna im Jahr 1580 mit integrierten Grotten und Wasserspielen erschaffen wurde.

Das beeindruckende Medici-Landhaus Cafaggiolo steht zwischen Pratolino und Barberino im fruchtbaren Tal des Mugello. Cosimo der Ältere de’Medici ließ sich die Villa im Jahr 1451 von Michelozzo di Bartolommeo im Stil einer kleinen Festung 50 mit Wehrgängen, Verteidigungstürmen und soliden Mauern errichten.