Stadtteil San Francesco, Toskana

Stadtteil San Francesco am am nördlichen Arno-Ufer

Der Stadtteil San Francesco 92 befindet sich im Osten von Pisa 98 am nördlichen Arno-Ufer und charakterisiert sich durch eine Vielzahl von historischen Bauten. Vor allem bedeutende Kirchen weist das Viertel auf und Herrenhäuser entlang des Arno-Ufers, die die Macht der einflussreichen Familie Medici repräsentieren.

In dem ehemaligen Kloster San Matteo ist heute das Museo Nazionale 149 eingerichtet. Es beherbergt die bedeutendste Kunstsammlung toskanischer und insbesondere pisanischer Bildhauerei und Tafelmalerei aus dem 12. bis 15. Jahrhundert.

Museo Nazionale di San Matteo

Von besonderer Anschaulichkeit sind die bemalten Tafelkreuze aus dem Frühmittelalter. In kaum einem anderen Museum kann man die Entwicklung von dem byzantinisch-romanischen "Triumphierenden Christus" hin zum frühgotischen "Leidenden Christus" besser nachvollziehen. Das älteste Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert zeigt Jesus mit geöffneten Augen als Sieger über den Tod (Saal 1).

In Saal 3 des Nationalmuseums ist das herrliche Polyptychon mit der "Thronenden Muttergottes" von Simone Martini ausgestellt. Betrachtet man die 43 Tafeln des Polyptychons genauer, so kann man über die variantenreiche Vielfältigkeit der Heiligen-Gesten staunen. Die weiche Linie der Körperformen und -bewegungen verweist auf die Vorbildhaftigkeit der französischen Gotik.

Einen weiteren Schwerpunkt des Museo Nazionale 149 di San Matteo bilden die Bildhauerwerke von Andrea und Nino Pisano in Saal 4. In diesem Raum sticht das Marmorwerk der "Madonna del Latte" von Nino Pisano hervor, das eine Mutter mit einem an ihrer Brust trinkenden Kind zeigt. Die von gotischen Einflüssen durchdrungene Figur stammt aus dem Oratorium der Kirche Santa Maria della Spina 112.

Als weitere Highlights des Museums sind der "Heilige Paulus" von Massaccio von einem Polyptychon in Santa Maria del Carmine 255 in Pisa 98, die meisterhafte Bronzebüste des "Heiligen Rossore" von Donatello sowie das "Kreuzigungs"-Gemälde von Benozzo Gozzoli hervorzuheben.

Nachdem man die in den Sälen ausgestellten Werke besichtigt hat, kann man noch einen Rundgang durch den Kreuzgang anschließen. Hier sind Skulpturen aufgereiht, von denen besonders die lebensgroße Verkündigungsgruppe von Francesco di Valdambrino aus dem Jahre 1430 hervorsticht.

In der Nähe zum Museum in Richtung Innenstadt befindet sich die gegründete romanische Kirche San Pietro, die auch San Pierino genannt wird. Das romanische Gotteshaus weist eine Besonderheit in Pisa 98 auf: die gekuppelten Bogenfenster (Biforien) über den Portalen. Betritt man die Kirche, so fallen die (wieder verwendeten) antiken Säulenschäfte und Kapitelle ins Auge. Von außergewöhnlicher Größe ist die kreuzgratgewölbte Krypta, deren Ausdehnung man auf deren einstige Funktion als Markthalle zurückführt.

San Michele in Borgo

Die Straße Borgo 134 Stretto, in der man die dreischiffige Kirche San Michele vorfindet, gehört mit ihren schönen Laubengängen wohl zu einer der reizvollsten und beliebtesten Flaniermeilen Pisas. Die Gründung der Kirche geht bis auf das Jahr 990 zurück, vermutlich auf einen dem Mars geweihten Tempel. Die Fassade von Fra Guglielmo Agnelli demonstriert anschaulich den Übergang vom romanischen zum gotischen Stil. Während die Portale noch typisch romanisch sind, weisen die Zwerchgalerien gotische Dreipassbögen auf. Die Kirche wurde durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, dadurch musste das linke Seitenschiff erneuert werden und von den prachtvollen Fresken im Inneren sind nur noch Überbleibsel erhalten.

Östlich des Piazza dei Cavalieri 106 steht das Franziskanerkloster San Francesco 205, das noch zu Lebzeiten des Heiligen Franziskus im Jahr 1211 gegründet wurde. Nach Entwürfen des Architekten Giovanni di Simone wurde der Bau der am Kloster angeschlossenen Kirche bis 1270 fertig gestellt. Der Grundriss der einschiffige Hallenbasilika entspricht einem T-förmigen Kreuz mit sechs Querschiffskapellen. Im 14. Jahrhundert wurde das Langhaus verkürzt und die Fassade stammt aus dem Jahre 1603.

Schlicht und einfach erscheint das Innere der Kirche. Im linken Querschiff stößt man auf eine ungewöhnliche Konstruktion zum Abstützen der Seitenwand, die ursprünglich für den Campanile gedacht war und schließlich an dieser Stelle eingesetzt werden musste. Besonders beachtenswert in der Zweiten Chorkapelle rechts ist das Grab von Graf Ugolino della Gherardesca und seiner Söhne, die im Torre della Fame dem Hungertod erlagen. Das Polyptychon von dem Künstler Spinello Aretino zeigt eine "Kreuzigungs"-Szene.

Im Kapitelsaal kann man die abgelösten Fresken von Niccolò di Pietro Gerini aus dem Jahr 1392 besichtigen. Interessant ist auch die Sakristei mit ihren Malereien aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert, die aus der Hand Taddeo di Bartolos stammen und "Szenen aus dem Marienleben" zeigen.

Nordöstlich von dem Piazza dei Cavalieri 106 liegt die alte Dominikanerkirche Santa Caterina. Im Jahr 1251 begann man mit dem Bau, der erst 1330 zu einem Abschluss kam. Die Fassade weist in der unteren Zone romanische Blendarkaden im pisanischen Stil auf. In Manier der Gotik zeigt sich die obere Zone mit Loggien und Dreipassbögen. Die etwas stilfremd wirkende, von Büsten gerahmte Fensterrosette wurde später in die Kirchenfassade eingelassen.

Blick auf die alte Dominikanerkirche Santa Caterina

Das Innere der Kirche zeigt sich schlicht und schön. Von Bedeutung ist die "Verkündigungsgruppe" aus Marmor im Chorraum, die noch einige Reste der Originalbemalung aufweist. Sie gilt als ein Hauptwerk Nino Pisanos (um 1360), aus dessen Werkstatt auch das gotische "Grabmal des Erzbischofs Simone Saltarelli" aus dem Jahr 1342 stammt. Als eines der umstrittensten Werke der Pisaner Malerei gilt das Kultbild "Glorie des Heiligen Thomas von Aquin" von Francesco Traini aus dem 14. Jahrhundert. Im Zentrum ist der Heilige dargestellt, umgeben von Paulus, Moses und den Evangelisten sowie Aristoteles und Plato (im mittelalterlichen Gewand). Die Strahlen stehen für die auf Thomas von Aquin einströmenden ‚Einflüsse’. Zu seinen Füßen liegt der als Ketzer verachtete Averroes, ein arabischer Philosoph, der angeblich der Irrlehre bezichtigt wurde.

Zu den ältesten Kirchen der Stadt zählt die im Nordosten liegende Benediktinerkirche San Zeno. Sie wurde bereits im späten 10. Jahrhundert gegründet, jedoch in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert. Die Fassade weist Dekorationsmotive wie Kreise und Rhomben auf, die auch am Dom zu finden sind. Die Kirche ist eine dreischiffige, basilikale Anlage mit einfachem Wandaufbau und alternierenden Säulen und quadratischen Pfeilern im Inneren. Die schmucklose, für Benediktinerkirchen charakteristische Innenarchitektur wurde während einer umfassenden Restaurationsphase bis zum Jahr 1972 wieder hergestellt. Kapitelle und Säulenschäfte der San Zeno, im Nordosten der Stadt, gehen zum Teil auf die römische Zeit zurück.